Warum verbringen Männer sogar weniger Zeit mit der Familie, wenn sie Väter werden?

Es wäre doch ein Grund mehr daheim zu sein, man möchte ja für das Kind da sein, es kennenlernen. Dazu gehört nun mal auch die Pflege und wenn man da nicht genauso vollverantwortlich ist, wird man Freizeitvater und bestenfalls Hilfsarbeiter der Vollzeitmütter. Männer arbeiten jedoch statistisch betrachtet mit Kindern sogar eher mehr, als kinderlose Männer. Das heißt auch, dass Frauen alleine auf den Betreuungspflichten rausgedrängt werden. Manchen scheint das ja zu passen, dafür hauptverantwortlich zu sein, aber man kann sich schon fragen, ob die Geburtenraten so sinken, bzw. das Alter werdender Eltern so steigt, weil viele Frauen keine Lust mehr darauf haben, ihre komplette berufliche Entwicklung aufgeben zu müssen, da sie hier nicht auf viel männliche Involvierung bauen können.

Das ist gar keine unbegründete Sorge – laut Statistik Austria arbeiten Männer ohne Kinder zu 72% in Vollzeit, mit kleinen Kindern sind es schon über 85%. In Karenz gehen nicht einmal 4% der Väter und davon nicht einmal 1% länger als ein halbes Jahr – obwohl man herausgefunden hat, dass es zumindest 6 Monate bräuchte. Erst ab dem Zeitpunkt wird der Karriereknick der Frau messbar abgefedert. Besser für sie – bzw. wenn man im Maßstab der Beziehungszufriedenheit denkt – wäre wohl, man teilt es sich gleichmäßiger auf.

Warum Väter kaum Elternzeit nehmen

Warum machen wir das also immer noch so? Ihr werdet jetzt sagen „na klar, die Familie braucht mehr Geld“. Das stimmt ja, aber so einfach ist es auch wieder nicht. Denn meist geht es nicht darum, dass die Kasse stimmt – der Mann kompensiert, dass die Frau nicht mehr oder viel weniger arbeitet.

Das mag in manchen Fällen ja auch die beste Option zu sein, in vielen aber nicht. Denn die Familie macht sich von einem Haupteinkommen abhängig, so ist das ökonomische Risiko für alle größer, wenn das wegbrechen sollte. Wenn man das gleichmäßig verteilt, quasi beide arbeiten aber etwas reduzieren, verteilt man das Risiko und auch die Belastung. Gleichzeitig verhindert man, dass Männer sich in der Familie isolieren, ihre Raten an Burn-Out und psychischen Problemen weiter steigen, weil der Kontakt zu Familie und Kindern ja auch das Wohlbefinden steigert. 

Das hat also auch für uns Männer Vorteile, auch wenn es mal schwer vorstellbar ist. Die Erwerbsarbeit ist und bleibt die Hauptsäule männlicher Identität. Wenn das wegbricht oder gefährdet wird, wird es hart, hat man sich doch immer weniger in anderen Bereichen entfaltet. Gerade Vaterschaft hätte für Männer extremes Entwicklungspotenzial. 

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